Von der guten Idee zur Umsetzung: Zero-Waste-Workshop in Hohenstein-Ernstthal

Seit einigen Jahren biete ich diesen Workshop an und es ist immer wieder ein Abenteuer. Wie viele kommen? Welche Ideen bringen die Teilnehmenden mit? Welche Vorschläge werden diskutiert? In Hohenstein-Ernstthal waren es 25 Personen, die am 26. Januar ihre Ideen austauschten. Jung und Alt waren in der Christophori-Kirche zusammengekommen. Einige waren auch schon bei einer Veranstaltung mit unserer Europaabgeordneten Anna Cavazzini, die aktuell erfolgreich für ein europaweit verbindliches Recht auf Reparatur kämpft.

Beim Input nehme ich die Teilnehmenden mit auf eine Reise nach San Francisco, um zu zeigen, wie dort schon vor Jahrzehnten die Themen Müllvermeidung, Wiederverwendung, Umwandlung in Wertstoffe, Kompostierung bis hin zur Produkt- und Prozessgestaltung angegangen werden. Dann lenke ich den Blick auf Sachsen und auf das, was wir im Koalitionsvertrag erreichen, aber auch nicht erreichen konnten sowie welche konkreten Zero-Waste-Projekte seit 2019 bereits umgesetzt wurden. Die Entwicklung der Abfallmengen konnte ich auf Basis des neuen Kreislaufwirtschaftsplanes aktuell darstellen. Der neue Reparaturbonus im Freistaat war den Teilnehmenden noch gar nicht so bekannt, obwohl die Presse mehrfach berichtete und auch Firmen aus Hohenstein-Ernstthal und Umgebung beteiligt sind. Der Reparaturbonus deckt einen Teil der Kosten ab, wenn Geräte wieder fitgemacht werden.

Im Workshop selbst wurde es sehr konkret: Wie findet sich jemand, der Schülerinnen und Schülern zeigt, wie man kaputte Kleidung flickt oder einfache Reparaturen durchführt? Warum gibt es keine einheitlichen Rücknahmesysteme für alte Medikamente? Wie können Mehrwegverpackungen für Lieferdienste angereizt werden? Wie kommt Hohenstein-Ernstthal zu einem Repair-Cafe? Wie kann ein Tauschnetzwerk etabliert werden? Erstaunlich war, dass beide Arbeitsgruppen zu einem ähnlichen sehr konkreten Ergebnis kamen: Einen schon länger leerstehenden Laden in der Innenstadt mit Projekten rund um das Thema Zero-Waste beleben.

Die Gruppen verabredeten verbindlich, an dem Thema gemeinsam weiterzuarbeiten. Ich bin froh, diesen konkreten Prozess vor Ort anstoßen zu können. Denn schnell kann sich die oder der Einzelne ohnmächtig fühlen: Die Mechanismen der produzierenden Industrie, des globalen Handels und der europäischen Rahmenbedingungen erscheinen vor Ort kaum beeinflussbar. Bürgerinitiativen stehen der EU oder dem Bund oder mächtigen Lobbygruppen wie David gegen Goliath gegenüber.

Doch es gibt immer Möglichkeiten, gemeinsam in der eigenen Kommune die scheinbaren Sachzwänge zu durchbrechen und Wege aus der Verschwendung von Material und Energie zu finden. Wichtig ist, vom „es müsste“ ins konkrete Machen zu kommen, aus den Ideen ein Konzept zu entwickeln, denn konkrete Vorhaben können auch über die geplante Richtlinie zur Kreislaufwirtschaft in Sachsen gefördert werden.

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