Gärten, Parks und grüne Stadtlandschaft sind existenziell für uns Menschen

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Redebeitrag des Abgeordneten Volkmar Zschocke (BÜNDNISGRÜNE) zur Aktuellen Debatte der Fraktion BÜNDNISGRÜNE: „Gartenland Sachsen – gemeinsame Verantwortung für unsere grünen Schätze in Zeiten des Wandels“
76. Sitzung des 7. Sächsischen Landtags, Donnerstag, 21.09.2023, TOP 1

– Es gilt das gesprochene Wort –

Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren,

heute geht es mal nicht um die Forstwirtschaft. Heute reden wir über den Garten- und Landschaftsbau. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir das schon mal gemacht haben. Es wird Zeit, die enormen Leistungen der Landschaftsgärtnerinnen und -gärtner für Klimaschutz und Klimaanpassung hier mal zu würdigen.

Der überwiegende Teil der sächsischen Bevölkerung wohnt in urbanen Siedlungsgebieten allein ein Drittel lebt in den drei kreisfreien Städten. Nach drei Hitzesommern und einer schlimmen Pandemie ist allen sehr bewusst, dass Gärten, Parks und grüne Stadtlandschaft eben nicht nur schön sind, sondern existenziell für uns Menschen.

Nun treten seit einigen Jahren in Sachsen vermehrt atmosphärische Bedingungen auf, die längere Hitze- und Trockenphasen begünstigen. Für die Natur ist das eine erhebliche Belastung auch für Parks, Gärten und Stadtgrün. Sichtbar wird dies in abbrechenden Ästen, kahlen Baumkronen oder braunen, vertrockneten Wiesenflächen. Tausende Kleingärtnerinnen und Kleingärtner, aber auch die Gartenbaubetriebe entwickeln Strategien für diese neuen Herausforderungen.

Im Sommer heizen sich Städte zusätzlich auf. Dort kann es schnell bis zu zehn Grad wärmer werden als im Umland. In urbanen Räumen wirken Hitzeperioden besonders stark, weil aufgeheizte Straßen und Gebäude bis in die Nacht hinein die Hitze abgeben und so die Quartiere kaum auskühlen.

Diese Dauerhitze kann zu gesundheitlichen Gefahren führen, die unmittelbar gemindert werden, wenn ein Park oder Garten das Wohnumfeld abkühlt. Selbst kleine innerstädtische Grüngürtel reduzieren die steigenden Temperaturen. Park- und Gartenanlagen, aber auch begrünte Bäche und Kanäle sorgen zudem für Frischluft.

Gärten und Grünanlagen sind ideale Regenspeicher. Regenwasser aus den umgebenden versiegelten Flächen kann in Grün- und Parkflächen oder in Vorgärten umgeleitet werden und dort versickern. Das unterstützt die dezentrale Wasserspeicherung und die Grundwasserneubildung. Viele Gartenbaubetriebe legen Senken und Mulden an, die bei der Versickerung helfen. Das Kanalnetz wird dadurch direkt entlastet.

Zur Expertise der Landschaftsgärtnerinnen und -gärtner gehört aber auch die Dach- und Fassadenbegrünung. Hier gibt es in unseren Siedlungsgebieten ein enormes ungenutztes Potenzial, um die Folgen des Klimawandels und der Versiegelung zu mildern. Der Beitrag zur Abkühlung und zum Überflutungsschutz ist erheblich. Die Garten- und Landschaftsbaubetriebe beherrschen auch die intelligente Verbindung von Solarenergienutzung und Dachbegrünung.

Sie stellen sich den Herausforderungen beim Erhalt der Artenvielfalt. In naturnah angelegten Gärten können sich Tiere und Pflanzen zurückziehen, die in der ausgeräumten Agrarlandschaft kaum noch Lebensraum finden. Gärten und Grünanlagen sind überlebensnotwendig für über 2.500 Tierarten, darunter allein 650 Schmetterlings- und 100 Vogelarten.

Ähnlich wie beim Waldumbau geht es im Gartenbau zunehmend um die Frage, welche Pflanzen im Klimawandel Bestand haben werden. Es müssen hitze- und trockenheitsstabile Bäume und Sträucher sein – Bäume, die mit den besonderen Untergründen und Wachstumshemmnissen in einer Stadt klarkommen.

Die Kommunen brauchen hier Unterstützung vom Freistaat: beim Erhalt des wertvollen Stadtgrüns, beim Gartenbau, bei regionalen Saat- und Pflanzgut oder der Gewinnung und Ausbildung von Nachwuchskräften für grüne Berufe. Auch der Bund stellt sich der Verantwortung mit dem Bundesprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ oder dem Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz.

Wichtig wäre auch eine stärkere Ausrichtung der Landesgartenschauen auf die Herausforderungen von Klimawandel und Artenschutz. Das investierte Geld soll einen dauerhaften ökologischen Mehrwert für die Ausrichterkommune schaffen und nicht nur Beton, breite versiegelte Wege und unnötige Bodenverdichtungen hinterlassen.

Meine Damen und Herren, wir haben eine gemeinsame Verantwortung, das Gartenland Sachsen im Besten Sinne klimafit zu machen, damit unsere Städte und Siedlungen auch für die Kinder und Enkel lebenswert bleiben.

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