“Aufs Land – Wege aus Klimakrise, Monokultur und Konsumzwang”

Buchlesung und Diskussion mit Dr. Ernst Paul Dörfler am 18. Oktober in Schwarzenberg

Auf meine Einladung hin reiste Ernst Paul Dörfler von der anhaltinischen Elbe ins erzgebirgische Schwarzenberg, um dort vor einem interessierten Auditorium im voll besetzten Cafe Bonaire am Fuße des Schloßfelsen sein jüngstes Buch “Aufs Land” vorzustellen.

Doch wer genau ist dieser Mann, was treibt ihn an und was sind die Anliegen, die er uns mit auf den Weg geben möchte?

Dörflers Weg als Umweltschützer begann bereits in der DDR. Der promovierte Chemiker erarbeitete Studien zur ökologischen Situation in der DDR, die u. a. auch die Nitrat- und Pestizidbelastung in Gewässern und Böden analysierte, aber letztlich als “Verschlusssache” der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht wurden. Grund genug für Dörfler, seinen Dienst am staatlichen Institut zu quittieren, um als freiberuflicher Schriftsteller die Eingriffe des Menschen und deren Auswirkungen auf Wälder, Gewässer, Luft und Böden zu thematisieren. Legendär war damals das Erscheinen des Buches “Zurück zur Natur?”, welches er zusammen mit seiner Frau verfasste und zum Kultbuch der DDR-Umweltbewegung avancierte. Fortan hatten seine Vorträge und Publikationen die unweigerliche Beobachtung durch den Staatssicherheitsdienst der DDR zur Folge.

Kein Wunder, dass er als renommiertester Vertreter für den Schutz der Natur in Mitteldeutschland nach dem politischen Zusammenbruch des Systems für die GRÜNEN in die erste frei gewählte Volkskammer der DDR gewählt wurde, später dann auch in den Bundestag. Nach diesem Ausflug in die Politik, der nur relativ kurz währte, widmete sich Dörfler auf eigenen Wunsch wieder mehr den praktischen wie auch publizistischen Aufgaben im Bereich des Umwelt- und Naturschutzes. Wichtig dabei war und ist ihm, zu vermitteln, dass das oft nur quantitative Wachstum, welches unsere Konsumgesellschaft prägt, tiefe Spuren in Umwelt und Natur hinterlässt und die Grenzen des materiellen Wachstums längst überschritten sind.

Mit seinem aktuellen Buch “Aufs Land – Wege aus Klimakrise, Monokultur und Konsumzwang” – erschienen im Hanser Verlag – schaffte es der Autor sogar in die Spiegel-Bestseller-Liste. Der Ökologe schildert darin mögliche Auswege und Ausstiegsmöglichkeiten aus vermeintlichen Zwängen. Ohne erhobenen Zeigefinger nimmt er die Menschen in eine neue Epoche mit, in der Reduktion nicht Verzicht bedeutet, sondern mit einem neuen Freiheits- und Glücksgefühl quotiert wird. Die Selbstbestimmtheit des Menschen steht dabei für Dörfler im Vordergrund, umfasst unseren gesamten Lebensstil von der Nutzung der täglichen Gebrauchsgegenstände bis hin zu unseren Ernährungsgewohnheiten. Dörfler macht Mut für einen reduzierteren und genügsameren Lebensstil. Er selbst lebt seit Jahrzehnten authentisch vor, wie er mit einem hohen Selbstversorgungsgrad ein freiheitliches und selbstbestimmtes Leben führt und dabei einen verträglichen ökologischen Fußabdruck hinterlässt. Große Zustimmung gibt es vom Autor dafür, dass ein Reparieren statt Wegwerfen nun auch von der sächsischen Politik gefördert wird, indem ab Oktober 2023 ein Reparatur-Bonus-Programm für Elektrogeräte zum Tragen kommt. Die Zuhörer*innen zollten ihm Applaus und Respekt im Wissen um die Fragilität unseres Planeten.

Foto: Katja Zumpe

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