Rede zum Antrag von CDU und SPD: „Kinder und ihre Familien fördern – Kindertageseinrichtungen zu Eltern-Kind-Zentren weiterentwickeln“ (Drs. 6/2011) zur 17. Sitzung des Sächsischen Landtags (TOP 5) am 9. Juli 2015:
– Es gilt das gesprochene Wort –
Sehr geehrter Herr Präsident,
sehr geehrte Damen und Herren,
Herr Präsident, meine Damen und Herren,
Es ist gut, dass sich Sachsen nun endlich auch auf den Weg macht Kindertageseinrichtungen gezielt darin zu unterstützen Eltern-Kind-Zentren zu gründen.
Familienformen sind heute vielfältiger, ebenso wie die Lebenslagen von Familien. Alleinerziehende, Eltern oder Kinder mit Behinderungen, Familien mit Migrationshintergrund, Regenbogenfamilien, um nur einige Beispiele zu nennen, sind ganz unterschiedlich gefordert.
Das Ziel von Eltern-Kind-Zentren ist es, auf die verschiedenen Bedürfnisse von Eltern und Kind zu reagieren. Sie nehmen Familie als ganzes in den Blick. Wie Ihr Begründungstext hervorhebt, bieten Eltern-Kind Zentren die Chance „neue Wege in der Familienbildung“ zu gehen.
Wir sind der Überzeugung, dass Kitas eine große Rolle spielen, wenn es darum geht, der Benachteiligung von Kindern entgegenzuwirken. Erzieherinnen und Erzieher wissen um die Stärken und Schwächen der Familien, kennen den Entwicklungsstand des Kindes. Sie sind nah dran an den Familien und können erkennen, welche Unterstützung benötigt wird. Sie haben einen direkten, persönlichen Zugang zu den Eltern.
Es ist gut, dass Sie sich nicht zu viel Zeit lassen mit der Erarbeitung des Konzeptes, denn Sachsen steht nicht ganz am Anfang. 2007 ist im Auftrag des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales ein pädagogisches Handbuch veröffentlicht worden, das den Titel trägt: „Familienbildung in Kooperation mit Kindertageseinrichtungen“. Schon damals gab es ein Landesmodellprojekt in Zusammenarbeit mit dem Landesjugendamt.
Wenn jetzt neue Modellprojekte initiiert werden, sollte auch geprüft werden, welche gelungenen Ansätze
es bereits in Sachsen gibt.
Es lohnt zum Beispiel ein Blick auf die Kinder- und Familienzentren in Leipzig. Die Stadt hat auf eigene Initiative 14 Kitas modellhaft zu Kinder- und Familienzentren weiterentwickelt. Die haben ganz unterschiedliche Konzepte. Sie orientieren sich am Bedarf im jeweiligen Stadtteil. Doch eines ist allen gemeinsam: Sie haben sich zu einem Anlaufpunkt für die gesamte Familie entwickelt. Sie beziehen Eltern mit ihren Bedürfnissen in den Kita-Alltag ein. Sie haben sich für den Stadtteil geöffnet – für die Nachbarschaft, Schulen, Vereine…
Durch gute frühkindliche Bildung können Nachteile, die Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen aufgrund ihrer Herkunft oder ihres sozialen Umfeldes haben, frühzeitig ausgeglichen oder zumindest abgemildert werden. Dazu hat unsere Fraktion schon vor 3 Jahren einen Gesetzentwurf eingebracht.
Wir hätten das sicher in aktualisierter Form als neuen Antrag zur Stärkung von Kindertageseinrichtungen
in Ortsteilen mit besonderem Entwicklungsbedarf vorlegen können.
Aber das habe ich ja hier schon gelernt: Wenn wir etwas vorschlagen, dem Sie inhaltlich zustimmen, lehnen Sie das trotzdem ab. Wir machen dieses wirklich blöde Spiel nicht mit. Der heute von der Koalition vorgelegte Antrag findet unsere volle Zustimmung. Und deshalb stimmen wir auch zu!
Wir sind gespannt auf das Konzept im Herbst, werden prüfen was neu darin ist. Und wir wollen mitverfolgen, wie viele Eltern-Kind-Zentren mit den jährlich eingeplanten 500.000 Euro bis 2016 neu entstehen.