Verordneter Sachsenstolz? Nein, Danke!

Die sächsische CDU diskutiert gerade einmal wieder über Heimatliebe, Sachsenstolz und Patriotismus. Vermutlich kreist sie da um sich selbst und ihre Haltung zur AfD. Das darf sie. Wir leben in einem freien Land. Auch ich mag zum Beispiel meine Heimatstadt Chemnitz, für die ich mich seit über 20 Jahren engagiere. Mit meiner Heimat verbinden mich Beziehungen, Prägungen, auch christliche Traditionen.

Stolz auf Chemnitz oder auf Sachsen empfinde ich aber nicht. Auf eine sächsische Identität oder gar eine “deutsche Leitkultur” berufe ich mich nicht. Auf was ich stolz bin und auf was nicht, ist zudem meine persönliche Angelegenheit.

Die aufgewärmte Patriotismusdebatte der sächsischen CDU erinnert mich ein wenig an den Staatsbürgerkundeunterricht in der DDR. Die Fragen, die ich mir damals traute zu stellen, wurden mir im Munde herum gedreht mit der Unterstellung, ich würde den Sozialismus schlecht reden, keinen Stolz auf “unser sozialistisches Vaterland” empfinden und den fleißigen Werktätigen im VEB ihre Leistungen in Abrede stellen. Diese Erfahrungen gehörern auch zu meinen Prägungen.

Heute kann ich mich frei äußern, Fragen stellen und ohne Angst Kritik an der Staatsführung stellen. Heute kann ich öffentlich widersprechen. Ich kann andere Auffassungen zu Patriotismus und Identität haben und diese auch öffentlich äußeren.

Ich glaube zum Beispiel nicht daran, das eine weltoffene und freie Gesellschaft mit einer verordneten “deutschen Leitkultur” zusammengehalten werden kann. Notwendig für den Zusammenhalt ist vielmehr, dass die Werte und Regeln eines friedlichen Zusammenlebens respektiert werden. Rechtsstaatlichkeit, Gewaltfreiheit, Religions- und Meinungsfreiheit, Gleichberechtigung von Frau und Mann, Achtung der Menschenwürde, Toleranz, Minderheitenschutz, sexuelle Selbstbestimmung, individuelle Freiheits- und Persönlichkeitsrechte gehören dazu. Respekt vor diesen Werten und Regeln kann von jeder und jedem erwartet werden, egal woher er kommt und mit welcher Kultur und Tradition er aufgewachsen ist.

Diskussion über Patriotismus? Von mir aus ja. Ideologische Indoktrination? Nein! Also, werte Patrioten der sächsischen CDU: Seien Sie stolz auf was Sie wollen, aber zwingen Sie niemanden Ihren Stolz und Ihre Vorstellungen von Leitkultur auf!

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