Schafe unter Strom

Stromtrassenpflege ist häufig ein Geschäft mit schwerem Gerät: Nachwachsende Sträucher und Bäume müssen in regelmäßigen Abständen zurückgeschnitten werden, um unter den Hoch- und Höchstspannungsleitungen einen notwendigen Sicherheitsabstand zu gewährleisten. Andernfalls besteht die Gefahr eines elektrischen Überschlags, der vor allem in immer trockeneren Sommern schnell zu großen Flächenbränden führen kann. Dass es allerdings auch anders geht, konnte ich letzte Woche auf Einladung von André Oehler, Projektleiter bei der Kreisnaturschutzstation Grafenmühle, sowie des BÜNDNISGRÜNEN Kreisverbands Zwickau in Wüstenbrand erleben.

Beim Naturschutzprojekt “Schafe unter Strom” übernehmen Schafe und Schäfer:innen die Aufgabe der Trassenpflege unter den Leitungen. Dafür kommen verschiedene Akteure zusammen:

Sie alle eint das gemeinsame Ziel, die notwendige Trassenpflege auf eine möglichst schonende und ökologische Art und Weise durchzuführen. Und auch wenn der Start in die Durchführung des Pilotprojekts für alle Beteiligten zunächst einen erheblichen Aufwand bedeutete, besteht die Aussicht, dass das Projekt – einmal etabliert – Vorteile für alle Seiten bedeuten kann: Vom nachhaltigen Engagement für den lokalen Naturschutz und die Artenvielfalt über Einkommen aus regional und ökologisch erzeugtem Lammfleisch bis hin zur Außenwirkung und dem damit einhergehenden Bewusstseinswandel.

Von den vor Ort entstehenden Offenlandbedingungen kann eine Vielzahl von Arten profitieren, für die es in zersiedelten und von intensiver Landwirtschaft geprägten Räumen kaum noch Rückzugsorte gibt. Dazu kommt, dass die weidenden Schafe über Wolle, Kot und Klauen diverse Insekten und Samen ganz nebenbei weiterverbreiten. Auf der Projektfläche zwischen Limbach-Oberfrohna und Wüstenbrand entsteht neben Offenland- und Waldrandabschnitten zudem ein Teichbiotop, was die Biodiversität weiter erhöhen kann. Die Hoffnung ist, dass bereits in absehbarer Zeit konkurrenzschwache und/oder gefährdete Arten wie Kreuzotter, Kleiner Feuerfalter, Braunkehlchen, Haselmaus, Großer Wiesenknopf, Heidekrauf und Kreuzblümchen auf den Flächen heimisch werden.

Ich danke André Oehler und Anika Lemm vom LPV sowie den Vertretern von 50Hertz und der Flächeneigentümer, die vor Ort eindrücklich schilderten, welche Hürden die Einrichtung des Projekts mit sich brachte und wo noch Stolpersteine liegen – aber auch, wo die “Schafe unter Strom” bereits auf einem sehr guten Weg sind – und wünsche dem Projekt weiterhin gutes Gelingen!

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