Heute war ich mit der Landesarbeitsgemeinschaft Tierschutz von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Sachsen auf Exkursion mit Forstrevierleiter Andreas Pommer im Staatsforstrevier Eibenstock. Thema war die anhaltende Diskussion um den Konflikt Wald und Wild. Am Ende der Exkursion ist durch Gespräch und unmittelbarem Eindruck vor Ort deutlich geworden, dass ein schneller Umbau zu einem artenreichen, klimaangepassten Bergmischwald das Beste für den Tierschutz und damit auch für das Rotwild ist.
Für diesen Umbau ist es aber notwendig, die Wildbestände anzupassen. Denn dann entwickeln sich natürliche Verjüngungsprozesse im Wald wie von selbst. Die Bejagung bringt entscheidende waldbauliche Vorteile für diesen Umbau mit sich. Es geht dabei überhaupt nicht um Trophäen oder große Gewinne aus dem Fleischverkauf. Der Waldschutz steht im Mittelpunkt. Früher fielen im Revier große Teile des Waldes der Rotwildschäle zum Opfer. Heute passiert das kaum noch – auch weil ein artenreicher Wald dem Rotwild natürlich wesentlich mehr Nahrungsauswahl bietet als eine triste Fichtenmonokultur. Auch auf die Zäune um die die jungen Bestände kann inzwischen weitgehend verzichtet werden.
Naturgemäße Waldwirtschaft bedeutet langfristig, durch eine integrative Dauerwaldbewirtschaftung alle natürlichen Ressourcen zu erhalten, Arten zu schützen und wieder anzusiedeln, deren Lebensbedingungen zu verbessern und mehr natürliche Gleichgewichte wieder herzustellen. Der Fokus nur allein auf eine Art ist dabei viel zu eng. Dazu gehören verschiedene Sträucher, Totholz, Biotopbäume, renaturierte Bachtäler, Lichtwaldbiotope an Waldinnenrändern, Hecken oder artenreiche Bergwiesen. Der Unterschied zu einer ausgeräumten Fichtenplantage ist enorm. Ein solch strukturreicher Wald bietet auch dem Rotwild Lebensraum und gute Verstecke. Es nicht zu sehen, heißt nicht, dass es nicht mehr da ist, was Aufnahmen von Wildtierkameras im Revier belegen. Auch über die Rückkehr von Wolf und Luchs haben wir gesprochen.
Das Eibenstocker Revier hilft vielen weiteren Tierarten, den Weg zurück in den Wald zu finden: Über Blühpflanzen für viele Falter und Insekten, über Nisthilfen für Vögeln, Fledermauskästen bis hin zum Wiederanlegen von Laichgewässern für verschiedene Amphibien.
Mein Fazit aus der Exkursion: Arten- und Naturschutz ist nicht nur ein Thema von abgegrenzten Reservaten oder Naturwaldentwicklungsflächen, sondern kann auf der gesamten bewirtschaften Fläche erfolgen. Umso intelligenter dies gelingt, desto weniger muss der Mensch mit Arbeitskraft, Energie oder Pflanzenschutz eingreifen.
Ein Beitrag zum Thema Wald und Wild im Westerzgebirge ist auch auf der Seite des NABU Sachsen zu finden: https://sachsen.nabu.de/naturundlandschaft/wald/30378.html