Wie jedes Jahr haben wir heute im Park der Opfer des Faschismus an die während der faschistischen Gewaltherrschaft ermordeten und entrechteten Menschen gedacht. Wir erinnern uns an die Schicksale, an das unfassbare Leid, das den jüdischen Familien zugefügt wurde. Die Schülerinnen und Schüler nannten die Orte der millionenfachen Vernichtung.
Es gibt viele weitere Orte des Unrechts auch in unserer Stadt, die nicht vergessen werden dürfen. Ein solcher Ort des Unrechts befindet sich auf dem vorderen Kaßberg – das Nationalsozialistische Untersuchungs- und Strafgefängnis. Solche Orte geraten aus dem Blick, weil sie in der Zeit nach dem Nationalsozialismus einfach weiter genutzt wurden – das Kaßberg-Gefängnis zum Beispiel als Justizvollzugsanstalt bis zum Jahr 2010. Umso wichtiger ist es, die grausame Geschichte dieses mehrfach überformten Ortes zu dokumentieren und zu erzählen. Im geplanten Gedenkort werden wir in einer ganzen Etage die persönlichen Geschichten der Opfer erzählen – mit Tagebüchern, Briefen und Aussagen von Nachfahren. Juden, Kommunisten, Sozialdemokraten, politisch Andersdenkende, aber auch Zeugen Jehovas, Homosexuelle, als „asozial“ Stigmatisierte oder Zwangsarbeiter wurden hier inhaftiert, verhört und gefoltert. Für viele, die aus der angeblichen „Volksgemeinschaft“ ausgegrenzt wurden, begann hier ein grausamer Leidensweg, der oft im Tod endet.
Das Erzählen der einzelnen Schicksale an den authentischen Orten hilft uns und unseren Kindern, zu verstehen, was geschehen kann wenn Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit verloren gehen, wenn Kräfte erstarken, die im neuen Gewand altes völkisches Gedankengut verbreiten. Nie wieder Faschismus! Dafür gilt es zu kämpfen – nicht nur am 27. Januar.