Schon in den Jahren nach 1990 verfolgten wir Chemnitzer GRÜNEN das Ziel, die Uni in die Innenstadt zu holen, konkret das geplante neue Hörsaalgebäude im Bereich des Busbahnhofes zu errichten und den Brühl für studentisches Wohnen zu erschließen. Mit der attraktiven Sanierung der Studentenwohnheime und der Entscheidung des Freistaates, das neue Hörsaalgebäude neben dem städtischen Friedhof zu errichten, erschien die Vision eines lebendigen Innenstadtcampus in weite Ferne gerückt.
Inzwischen ist diese Vision aber wieder zum Greifen nahe. Mit der gelungenen Verortung der Zentralbibliothek in der ehemaligen Aktienspinnerei erfolgte die Initialzündung für die Schaffung eines lebendigen Innenstadtcampus. Zu einem modernen Campus gehört eine Vielfalt von Nutzungsmöglichkeiten in den Bereichen Studium und Lehre, Kultur und Freizeit sowie Mobilität und Wohnen. Das gesamte Quartier bietet dafür die besten Voraussetzungen. Doch es ist kein Selbstläufer, weitere Bausteine müssen dies ergänzen:
- Die Zentralbibliothek muss Teil des Kulturquartiers werden. Ich bin davon überzeugt, dass in dem Gebiet vom Theaterplatz mit Oper, Petrikirche, Chemnitzer Hof und den Kunstsammlungen über den angrenzenden historischen Schillerplatz bis zur Aktienspinnerei ein spannender Raum der Begegnung, des Austauschs und vieler Synergien entstehen wird.
- Die Brückenstraße wirkt wie eine Barriere und schneidet wichtige Teile wie das Kulturquartier ab, obwohl dies auch zur Innenstadt gehört. Urbanität entsteht durch Neugestaltung solch überdimensionierter Straßenräume – also Asphalt mit Lebendigem ersetzen, Durchlässigkeit schaffen, mehr Bäume, Begrünung.
- Der oft totgesagte Brühl ist in den letzten Jahren zu neuem Leben erwacht: Frische Fassaden, junge Familien, interessante Läden, neue Bars, Begegnung und Kultur. Die Anziehungskraft des Boulevards besteht darin, mehr als ein ruhiges Wohngebiet zu sein. Als gemischter Wohnstandort bietet der Brühl eine Vielzahl von für Studierende interessante Nutzungsoptionen, die über das reine Wohnen hinausgehen. Doch dafür müssen Lebendigkeit und Anziehungskraft des Brühls weiter steigen.
- Und nicht zuletzt ist das gesamte Quartier eingebunden in die Mobilitätsdrehscheibe des Hauptbahnhofs und des Chemnitzer Modells. Der Fahrplan für den weiteren attraktiven Ausbau ist zwar klar, aber es werden noch einige Semester vergehen, ehe zum Beispiel Limbach-Oberfrohna direkt an den Innenstadtcampus angebunden ist.
Damit diese beginnende Dynamik nicht abbricht, braucht sie einen passenden Entwicklungsrahmen. Wie lassen sich hier Wohnen, Gewerbe, Studieren und Kultur zu einem lebendigen Quartier verbinden? Ich werde dazu beitragen, die für diese Entwicklungen notwendigen Rahmenbedingungen mit den relevanten Entscheidungsträgern voranzutreiben, nach Möglichkeit zu beschleunigen. Ich will, dass die Vision vom lebendigen Innenstadtcampus in den nächsten sieben Jahren weiter Realität wird.