Arztausbildung in Chemnitz vom Bund genehmigt

50 Medizinstudienplätze am Klinikum Chemnitz – führt das wirklich zu mehr Ärzt*innen in der Region? Ja, aber nicht automatisch. Weitere Anstrengungen sind notwendig:

  1. Es ist ja kein Chemnitzer Studium, sondern bleibt ein Studiengang der Medizinischen Fakultät der TU Dresden. Das Klinikum Chemnitz bietet allerdings das fast vollständige Spektrum zur unmittelbaren Ausbildung an den Patient*innen. Um dieses Potential wirklich zu nutzen, braucht es neben gemeinsamer Lehre auch verstärkte Kooperation bei Forschung und Nachwuchsförderung hier in der Region.
  2. Nur ein Teil wird nach dem Studium vor Ort bleiben. Es muss gelingen, nach der Startphase im Wintersemester 2020/2021 schnell auf die voll Zahl der Studienplätze hochzufahren. So wächst der Anteil der Ärzt*innen, die in der Region bleiben wollen.
  3. Wo werden die Studierenden ihren Lebensmittelpunkt wählen? Am Ort der Fakultät oder am Ort des Lehrkrankenhauses? Wichtig ist, dass die Ausbildung über die gesamte Dauer in Chemnitz erfolgt und die dafür notwendigen Lehr-, Ausbildungs- und Forschungsstandorte räumlich vor Ort geschaffen und ausgestattet werden.
  4. Die Entscheidung für den Lebensmittelpunkt bleibt trotzdem immer eine individuelle Entscheidung. Die Attraktivität einer Stadt, einer Region, das kulturelle Angebot, ein interessantes Wohnumfeld und auch die Angebote für Familien spielen eine Rolle. Chemnitz hat zwar keine Semperoper, keine Elbwiesen oder ein Szeneviertel wie Dresden-Neustadt. Attraktivität wächst aber mit dem Selbstbewusstsein, die Vorzüge der Stadt und der Region zu zeigen und zu stärken. Chemnitz und Südwestsachsen stehen nicht im Schatten.
  5. Zusätzlich zum Lehrkrankenhaus braucht es Lehrpraxen im ländlichen Raum. Das klingt schnell nach Dorf und Landarzt. Fakt ist: Südwestsachsen ist eine Region mit vielen Städten und urbanen Zentren. Lehrpraxen sind hier auch zu Absicherung des dringend notwendigen ärztlichen Nachwuchses notwendig.
  6. Letztendlich braucht der Erfolg gemeinsame Anstrengungen der Kommunen für neue Versorgungsformen wie Gesundheitszentren und moderne Formen der Vernetzung medizinischer und pflegerischer Versorgung. Nicht alle der Ausgebildeten werden ihre Lebensperspektive in einer eigenständigen Niederlassung sehen.

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