Programm OB-Wahl: Innenstadt ist mehr als Shopping

Im Zuge der zum Glück abgewendeten Kaufhof-Schließung ist wieder einmal eine Debatte um die Entwicklung des Chemnitzer Stadtzentrums entstanden. Unstrittig ist, dass jetzt mit aller Kraft eine gute Perspektive für die Galeria Kaufhof erkämpft werden muss. Die Debatte zeigt aber auch, dass die Wünsche und Vorstellungen der Chemnitzer*innen für ihr Zentrum weit über eine Einkaufsinnenstadt hinausgehen – inhaltlich wie räumlich. Auf fünf Aspekte aus dieser Debatte möchte ich den Blick lenken:

1. Die Lust auf einen Bummel wächst mit der Aufenthaltsqualität in der City, der Beratungs- und Verkaufsqualität sowie mit gemeinsamen innerstädtischen Aktionen. Alle wichtigen Akteure müssen an einem Strang ziehen. Sinnvoll sind Kooperationen wie die Chemnitzer City.

2. Ich bin auch dafür, neue, unkonventionelle Wege einzuschlagen. Mit der Eröffnung von sogenannten Pop-up-Stores (Kurzzeitgeschäfte) können Gewerbetreibende in der Stadt auf sich aufmerksam machen. Auf kreative Weise verschwinden so leerstehende Schaufenster und Lücken in der Ladenzeile. Viele jüngere Unternehmen aus Chemnitz sind schon länger online unterwegs und verfügen über eine begeisterte Kundenbasis. Doch der Sprung in den stationären Handel fällt kleinen Start-Ups oft schwer. So kann das Konzept eines Ladens auf Zeit, besonders für junge, regionale Marken interessant werden. Interessierte Händlerinnen und Händler müssen mit den Vermietenden der leerstehenden Immobilien zusammengeführt werden. Hier bildet die CWE eine wichtige Schnittstelle.

3. Wichtig ist neben Shopping die Begegnung für alle Generationen im öffentlichen Raum und Achtsamkeit im Umgang miteinander. Wie kann unter anderem auch mit der Uni mehr Internationalität ins Zentrum geholt werden? Wie entsteht im Herzen der Stadt ein Klima der Offenheit für Menschen verschiedener Herkunft und Kreative, für unterschiedliche Lebensentwürfe und -stile? Lebendigkeit und Urbanität entstehen in der City, wenn sie zugelassen werden.

4. Straßen wie die Brückenstraße wirken wie Barrieren und schneiden wichtige Teile ab, die auch zur Innenstadt gehören oder unmittelbar an sie angrenzen. Urbanität entsteht durch Neugestaltung solch überdimensionierter Straßenräume – also Asphalt mit Lebendigem ersetzen, Durchlässigkeit schaffen, mehr Bäume, Begrünung. Bei aller Veränderung ist behutsamer Umgang mit der denkmalgeschützten Architektur der Innenstadt, mit den Brunnen und der Kunst im öffentlichen Raum wichtig.

5. Nicht zuletzt braucht ein Stadtzentrum Menschen, die dort bzw. zentrumsnah leben. Jenseits von Einfamilienhaussiedlungen am Rand ist die City auch ein guter Wohnort, künftig vielleicht sogar mit Standorten für experimentelle und kooperative Wohnformen.

Ergo: Die unmittelbare Innenstadt benötigt sicher starke Ankermieter. Sie muss aber auch eingebettet sein in eine vielfältige und lebendige Kernstadt mit unterschiedlichen Nutzungen.
#ChemnitzGrößerDenken

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