Die Freie Presse Marienberg berichtet über die gestrige Gesprächsrunde in Zschopau zur Drogenproblematik im Erzgebirgskreis, an der auch Sachsens Innenmister Markus Ulbig (CDU) teilgenommen hat.
Volkmar Zschocke, sozial und gesundheitspolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag erklärt dazu: “Das Fazit von Frank Reißmann, Abteilungsleiter des Ressorts für Arbeit, Jugend und Soziales im Landratsamt, kann ich nicht unwidersprochen im Raum stehen lassen. Es stimmt nicht, dass der Erzgebirgskreis nicht zu den Drogenschwerpunkten im Freistaat gehört. Ganz im Gegenteil, der Erzgebirgskreis ist nach dem Vogtland am zweitstärksten von der Crystal-Problematik betroffen. ich hätte mir gewünscht, dass auch der Innenminister hier widersprochen hätte.”
Laut dem Jahresbericht 2014 der Suchtkrankenhilfe in Sachsen gab es im letzten Jahr 522 Crystal-Klienten, die Hilfe in den vier Beratungsstellen des Erzgebirgskreises suchten. Im Jahr 2013 waren es noch 373. Das ist eine Steigerung um 40 Prozent im Bereich Crystal im Vergleich zum Vorjahr, wie Herr Bunde von der Landestelle gegen die Suchtgefahren e.V. feststellt.
“Ich bezweifle außerdem, dass die Struktur der Hilfs- und Präventionsangebote so >>gut trägt<<, wie Herr Reißmann in der Gesprächsrunde behauptet. Fakt ist, der Landkreis Erzgebirge hat eine Fachkraftschlüssel von 1 zu 24.181 Einwohnern und liegt damit im hinteren Feld bei der Versorgung mit ambulanter Suchthilfe. Wir GRÜNEN und auch die Landestelle gegen die Suchtgefahren e.V. fordern seit Jahren einen Mindestfachkraftschlüssel von 1:20.000 in allen Regionen Sachsens.”
“Die Aufstockung der Mittel im Landeshaushalt 2015/2016 für Forschung, Prävention sowie Beratung und Behandlung sind ein erster Schritt, leider jedoch ohne Weitblick. Die auf anderthalb Jahre angelegte, projektgebundene Förderung greift zu kurz, denn wir werden noch viele Jahre mit den Auswirkungen des steigenden Crystal-Konsums zu tun haben. Wir brauchen deshalb eine kontinuierliche und auskömmliche Finanzierung der Suchthilfesysteme”, so Zschocke.
“Die Herausforderungen, denen sich Pädagogen und Eltern, Polizei, Justiz und Gesundheitswesen sowie die Träger der Kinder- und Jugendhilfe stellen müssen, sind enorm, der gesamtgesellschaftliche Schaden hoch. Um die Vielzahl an Hilfesystemen, die davon betroffen sind, handlungsfähig zu machen, muss der Freistaat die Vernetzung und Kompetenzentwicklung gezielt fördern. Überlastete Suchtberatungsstellen müssen ebenso der Vergangenheit angehören wie lange Wartezeiten für Schulklassen auf den polizeilichen Präventionsberater. Innenminister Ulbig muss deutlich mehr personelle Ressourcen im Bereich der Rauschgiftkriminalität und der polizeiliche Drogenprävention bereitstellen”, fordert Zschocke abschließend.