Fischzucht und Gemüseanbau in der Stadt – Besuch beim Aquaponik-Projekt auf dem Chemnitzer Sonnenberg am 8.5.2018

 

Drei Jahre ist es her, seit die Delphin gGmbH ihr Aquaponik-Projekt auf dem Sonnenberg gestartet hat. Das urbane Landwirtschaftsprojekt mit seinem starken sozialen Ansatz genoss 2015 eine große öffentliche Aufmerksamkeit. Was daraus geworden ist, habe ich mir heute vor Ort angeschaut. Angelika Scheuerl, Leiterin des Trägers Delfin gGmbH hat mich eingeladen, mir ein Bild vom Fortschritt des Projekts zu machen.

Nachdem das Ringen mit der Sächsischen Aufbaubank um eine Finanzierung der geplanten Aquaponik-Anlage im Karrée 49 nicht zum Erfolg geführt hat, gibt es nun doch ein Finanzierungskonzept auf der Grundlage eines Hausbankkredites. Nun steht das Projekt vor der tatsächlichen Realisierung. Erste Maßnahmen zur Gebäudesicherung haben letzte Woche begonnen. „Jetzt ist aus der schönen Vision eine Pflicht geworden“, so Angelika Scheuerl. Denn bis 2020 muss das Konstrukt aus Wohnungsbau und Aquaponik stehen. Dabei geht es um Investitionen in Höhe von 1,725 Mio. Euro, die rentabel geworden sind über das KfW-Programm zur energetischen Sanierung. Dieses gewährt bei Einhaltung der Standards einen 22-prozentigen Tilgungszuschuss. Dass der Kredit gewährt wurde, fußt auf der Trennung der zu errichtenden Aquaponik-Anlage von der Errichtung von 13 Wohnungen im Gebäude. Unterstützt wird das Vorhaben durch eine Förderung aus Stadtumbau-Mitteln in Höhe von 300.000 Euro.

Nicht nur finanziell und baulich, sondern auch inhaltlich wurden Weichen gestellt, um die Aquaponik-Anlage zum Erfolg zu führen: Frau Rausch, die Projektentwicklerin hat eine Ausbildung zur Aquaponikerin absolviert und vertritt die Delphin gGmbH im Vorstand des Aquaponik-Bundesverband. Durch den Betrieb und Ausbau der Testanlagen, auch von Rückschlägen begleitet, wurde allerhand praktisches Know-How erworben. Der große Erfahrungsschatz, der damit auf dem Sonnenberg vorhanden ist, nützt nicht nur dem großen Vorhaben in der Peterstraße. Die Aussichten, hier einen Ausbildungsstandort für Aquaponiker zu errichten, stehen gut. Darüber hinaus dient das Projekt bereits jetzt als Bildungs- und Forschungsanlage im Rahmen einer guten Zusammenarbeit mit Schulklassen und der Technischen Universität in Chemnitz. Es gibt die Idee, dies auszubauen durch ein gemeinsames Forschungsprojekt. Das Grundanliegen der Aquaponik-Anlage von Delphin ist aber vor allem ein soziale Projekt, dass der Integration dienen soll. Wie das funktionieren kann, zeigt bereits ein anderes urban farming-Projekt im Karrée 49: im hauseigenen Hühnerstall wurde vor einem Jahr die erste Arbeitsgelegenheit in Zusammenarbeit mit dem Jobcenter geschaffen. Die bisherigen Erfahrungen damit zeigen, dass gerade die einfache und lebensnahe landwirtschaftliche Tätigkeit ein großes Potenzial hat, eigene Motivation und Sinn zu stiften.

Am Ende des Besuchs steht die Faszination vom Ansatz, soziales Engagement mit wirtschaftlicher Aktivität zu verbinden mit dem Ziel, sich selbst zu tragen sowie ein großer Eindruck vom Mut und der Begeisterung des Chemnitzer-Aquaponik-Teams. Ich wünsche viel Erfolg!

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