Erzgebirgstour 2018 – Teil 2 am 6. Juli 2018

 

Am zweiten Tag unserer Erzgebirgstour verschlägt es mich zusammen mit Erzgebirgs-Kreisrätin Ulrike Kahl zunächst zur “Alten Flugschule” nach Großrückerwalde. Dort treffen wir Uwe Wicha. Ich kenne ihn von verschiedenen Veranstaltungen und Podiumsdiskussionen und wollte seine Klinik kennenlernen. Er ist Initiator und Geschäftsführer dieser Rehabilitationsklinik für Drogenabhängige im Erzgebirge. Wir sprechen über das Konzept der therapeutischen Gemeinschaft und die Chancen gegenseitiger Hilfe und die Befähigung zur Selbsthilfe. Wir sprechen aber auch über die Kinder in suchtbelasteten Familien, über den Zusammenhang zwischen der Ausbreitung von Crystal und den Kostenanstieg bei den Hilfen zur Erziehung und über die Chancen und Grenzen familienerhaltender Ansätze in der Suchtkrankenhilfe. Ich fühle mich an viele Erfahrunge aus meiner langjährige Tätigkeit in der Straffälligenhilfe erinnert.

Nach einer bewegenden und sehr persönlichen Führung durch das Haus durch eine Bewohnerin zeigt uns Uwe Wicha noch den angegliederten Arche-Hof mit alten Haustierrassen sowie die Werkstätten und die Sporthalle im ehemaligen Flugzeughangar. Mich beeindruckt, wie in der Suchtfachklinik schulische und berufliche Qualifizierung selbstverständlich in die Behandlung integriert sind. Die Ausbildungsberufe sind Koch, Landwirt, Zimmermann, Tischler und natürlich „Mannlmacher“ (Holzspielzeugmacher). Vielen Dank für den Einblick in diese ganzheitliche Drogentherapie!

 

Anschließend besuchen wir die Geburtshilfestation im Klinikum Mittleres Erzgebirge Zschopau. In der Klinik für Gynäkologie / Klinik für Geburtshilfe arbeiten sieben Hebammen, fünf Fachärzte und drei Assistenzärzten auf Augenhöhe miteinander. Im Bereich des Geburtensaales sind rund um die Uhr zwei Hebammen und ein Facharzt im Dienst. Das besondere an der Geburtsstation in Zschopau: Die sieben Hebammen sind alle Beleghebammen. Ein solches Modell ist natürlich für die Mütter und die Familien viel persönlicher. Doch offenbar wird dieses Modell von der GKV nicht besonders geschätzt. Denn Beleghebammen haben ab 2018 erhebliche Einschränkungen bei der Abrechnung von Leistungen hinzunehmen. Neben den hohen Haftpflichtkosten ein weiterer Aspekt, der Hebammen aus der Freiberuflichkeit und aus der Geburtshilfe drängt. Im Ergebnis wird die Geburtshilfe immer weiter zentralisiert. Doch gerade für die Versorgung in ländlichen Regionen sind freiberufliche Hebammen unverzichtbar. Und auch die eher kleineren Geburtstationen wie die in Zschopau brauchen eine tragfähige Perspektive. Ich werde mich weiter dafür stark machen, dass überall in Sachsen ohne lange Wege ambulante und stationäre Geburtshilfe in hoher Qualität zur Verfügung steht.

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