Mit der gestrigen Einweihung der Skulptur Seeds & Seats von Gabriela Oberkofler und Jacob Strobel wurde ein weiterer Abschnitt des PURPLE PATH in Chemnitz zum Leben erweckt. Die aus mit Wortgruppen beschrifteten Stühlen bestehende Installation befindet sich auf dem geschichtsträchtigen Lobgedichte-Areal an der Brückenstraße – einem Ort, der zwar auch mit Kunst und Literatur, aber vor allem mit Diktaturgeschichte verbunden ist.
Das Areal entstand 1972. Die fünf Lobgedichte von Bertolt Brecht – Lob der Partei, Lob des Kommunismus, Lob des Revolutionärs, Lob des Lernens, Lob der Dialektik – wurden hier künstlerisch in Reliefwänden und in einer Stele umgesetzt. Wie das Karl-Marx-Monument wurden die Reliefs nach der friedlichen Revolution nicht entfernt. Heute sind sie ideologische Zeitzeugnisse mit dennoch hoher künstlerischer Qualität.
Ich empfinde es sehr mutig und chancenreich, gerade an diesem Ort die künstlerisch gestalteten Stühle aufzustellen. Das Kunstobjekt kann benutzt werden, es lädt ein zu Austausch und Kontroverse: Viel von dem Leid und Unrecht, welches die kommunistische Diktatur hinterlassen hat, wurde noch nicht besprochen und ist häufig noch nicht aufgearbeitet.
Ich empfinde die Installation als eine Einladung, das Ungesehene in Worte zu fassen, sich darüber auszutauschen, es nicht zu vergessen. In einer Zeit, in der die Verhältnisse in der DDR häufig verklärt werden, ist dieser Austausch enorm wichtig. „C the Unseen“ bedeutet für mich auch die Bereitschaft, kontinuierlich an DDR-Unrecht zu erinnern, es breit anzuerkennen und weiter aufzuarbeiten
Der Austausch über die langwierigen Folgen der kommunistischen Diktatur wird in Ostdeutschland und Osteuropa kontrovers bleiben. Aber nicht mehr drüber reden, „Deckel drauf“ und vergessen, ist definitiv falsch. Dank der beiden Künstler:innen können wir uns bei den Lobgedichten an der Brückenstraße jetzt hin- und auseinandersetzen. Ich bin dazu bereit.








