„… damit zusammenwächst, was zusammengehört“

Die gestrige Buchlesung im Haus Arthur hat mich persönlich stark getriggert. Das liegt vermutlich an meiner ähnlich verlaufenen Biografie. In seinem Buch „… damit zusammenwächst, was zusammengehört“ setzt sich Tobias Frank mit der Wendezeit und der gesellschaftlichen Prägung in DDR auseinander und diskutiert anhand dessen, was das Zusammenwachsen in Ost- und Westdeutschland noch immer erschwert.

Die Wende ist zwar fast 35 Jahre her, aber dennoch haben die Umbrüche, die gefühlten und realen Unterschiede zwischen Ost und West Auswirkungen auf Lebensrealität und Politik bis heute – und das nicht nur für meine Generation, sondern auch für die, die damals Kind oder noch gar nicht geboren waren.

Hilfreich war auch die wissenschaftliche Einordnung der provokanten Thesen von Tobias Frank durch Sophie Bose vom Else-Frenkel-Brunswik-Institut für Demokratieforschung Leipzig. Sie forscht unter anderem zum aktuellen Zustand der Demokratie, insbesondere zu ostdeutschen Biografien und Identitäten, lokaler demokratische Kultur, sozialem und industriellem Wandel sowie der Demokratie in Arbeitswelt und Wirtschaft. Der weit verbreiteten Demokratieskepsis in Ostdeutschland stellte sie beispielsweise die Selbstwirksamkeitserfahrungen im Rahmen gewerkschaftlichen Engagements entgegen.

In der anschließenden Diskussion gingen wir gemeinsam der Frage nach, warum viele Menschen Vorzüge der Demokratie wie Meinungsfreiheit zwar in Bezug auf die eigene Person sehr schätzen, andere Meinung und demokratischen Streit aber als schädlich wahrnehmen. Gerade in Sachsen stellt sich die Frage, wie eine Basis für kontroversen, aber konstruktiven und respektvollen Streit geschaffen werden kann.

Trotz weniger Gäste war es ein sehr spannender Abend. Die von Tobias Frank angestoßene Kontroverse wurde in intensiven Gesprächen am Tresen fortgesetzt. Ich kann das Buch und das Jahrbuch des EFBIs nur empfehlen.

Nach oben
Skip to content