Er ist in unserer Stadt nicht mehr wegzudenken: Die Verleihung des Chemnitzer Friedenspreises ist eine über 20-jährige Tradition und angesichts globaler Entwicklungen hochaktuell. Gewürdigt werden Personen, Organisationen, Projekte oder Vereine, die für Toleranz und Demokratie eintreten, die Integration fördern, aktiv werden gegen Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus und ein gewaltfreies Miteinander fördern.
Der erste Preis ging an die Initiatoren des Sprachencafe Chemnitz. Im Sprachencafé kommen wöchentlich Menschen aus mittlerweile 20 Nationen zusammen, um die Scheu vor dem Sprechen der deutschen Sprache zu verlieren und soziale Kontakte zu pflegen.
Der zweite Preis ging an Alke und Michael Schmidt. Die Violinistin und der Puppenspieler öffnen seit Jahrzehnten ihr Herz und ihr privates Zuhause für Migrant:innen und geben Unterstützung.
Besonders bewegt hat mich die Verleihung des dritten Preises an Gabriele Engelhardt von Aufstehen gegen Rassismus Chemnitz. Ich kenne Gabi seit den Jahren unseres jugendlichen Aufbegehrens in Karl-Marx-Stadt gegen die autoritäre Politik in der DDR. Diesen Widerspruchsgeist hat sie sich bis heute erhalten, wenn es darum geht, neuen autoritären, rechtsextremen, rassistischen oder antisemitistischen Tendenzen in unserer Stadt in erster Reihe die Stirn zu bieten. Häufig eckt sie mit Äußerungen an und man kann auch hervorragend mit ihr diskutieren. Aber ihre Botschaft ist verbindend: “Egal wie unterschiedlich unsere Meinungen sind, gegen Faschismus und Rassismus müssen wir zusammenstehen.”
Eine Überraschung war für mich der Ehrenpreis. Den erhielt hochverdient Doris Müller. Die von Dr. Peter Seifert als ‚Mutter Courage‘ bezeichnete Kämpferin für die Interessen der Arbeitslosen war durch ihr Engagement in den schwierigen Jahren nach der Wende stadtbekannt, als große Teile der Industrie in Chemnitz zusammenbrachen. Ich saß mit ihr einige Jahre im Stadtrat. Ihre Leidenschaft für den Erhalt des sozialen Friedens in unserer Stadt hat damals viele angesteckt.
Berührt haben uns Heda Bayer und Chris Münster mit ihrer kleinen Improvisation mit Hut und rotem Schal im Gedenken an Egmont Elschner. Das er nicht mehr dabei ist, ist ein großer Verlust. Er hat sich viele Jahre für ein gutes Miteinander und respektvollen Dialog in unserer Stadt engagiert.
Dank an die ehrenamtliche Arbeit der Jury, die unermüdlich Jahr für Jahr die Verleihung vorbereitet, die schwierige Auswahl der Preisträger:innen trifft und alles mit großer Wertschätzung für bürgerschaftliches Engagement in unserer Stadt organisiert.