Gemeinsam mit Wolfram Günther haben Gisela Kallenbach, Martin Böttger, Sascha Thümmler und ich heute das Stasimuseums in Berlin besucht. Die Ausstellung bietet einen tiefen Einblick in die Geschichte und Funktionsweise der Staatssicherheit der DDR. Hier werden die Strukturen und Methoden der Stasi erschreckend anschaulich dokumentiert.
Die Zentrale des Ministeriums auf der Normannenstraße war ein riesiger Gebäudekomplex, der aus verschiedenen Abteilungen bestand, darunter die Hauptabteilung Aufklärung und die Zentrale Auswertungs- und Informationsgruppe. Die Ausstellungen zeigen originale Dokumente, Überwachungsgeräte, Abhörtechnik und andere Gegenstände, die von der Stasi zur Kontrolle der Bürgerinnen und Bürger genutzt wurden. Eine der eindrucksvollsten Ausstellungsstücke ist die Sammlung von versteckten Kameras und Mikrofonen, die in Alltagsgegenständen wie Koffern, Taschen, oder sogar hinter Kleidungsknöpfen verborgen waren. Auch wenn es aus heutiger Sicht fast schon kurios anmutet: Die Mielke-Schergen waren sich noch nicht mal zu schade, die Fliesen anzubohren und sich sogar auf der Toilette gegenseitig mit einer Kamera zu überwachen.
Ein besonderer Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf der Rolle der Inoffiziellen Mitarbeiter (IMs), die im Auftrag der Stasi Informationen über Freunde, Kollegen und sogar Familienmitglieder sammelten. Diese IMs bildeten ein weitverzweigtes Netz, das die Stasi nutzte, um das Leben von Millionen von DDR-Bürgerinnen und Bürgern zu kontrollieren. Allein in meiner Akte finden sich 5 IMs, obwohl ich erst 20 Jahre alt war. Wegen genauso einem Schwerter-zu-Pflugscharen-Aufnäher, der auch in der Ausstellung zu sehen ist, handelte ich mir bereits als Schüler Ärger ein.
Interessant, aber auch sehr unangenehm, ist der Besuch der original erhaltenen Büros von Erich Mielke, dem letzten Minister für Staatssicherheit. Die Räume sind weitgehend im Zustand von 1989 belassen und atmen noch regelrecht die technokratisch-menschenverachtende Atmosphäre in der Führungsebene des Ministeriums.
Eine Schautafel dokumentiert sehr anschaulich das Grundprinzip der Stasi-Aufklärung „Wer ist wer?“. Unzählige DDR-Bürgerinnen und Bürger wurden aus politischen Gründen verhaftet, überwacht oder schikaniert, und das Museum dokumentiert zahlreiche Einzelschicksale. Diese Geschichten machen deutlich, wie tief die Überwachung in den Alltag der Menschen eingriff und welche psychischen und sozialen Auswirkungen die Bespitzelung, Zersetzung bis hin zu regelrechtem Psychoterror hatte.
Die Ausstellung zeigt eindringlich, welche Gefahren von einem Überwachungsstaat ausgehen können und wie wichtig der Schutz der persönlichen Freiheit und der Bürgerrechte ist. Vor der Stasizentrale befindet sich eine Ausstellung über die Opposition in der DDR. Sehr bewegt hat mich, die beiden Bürgerrechtler*innen Gisela Kallenbach und Martin Böttger auf Fotos wieder zu erkennen.
Alle Fans der DDR-Verklärung und „Es war doch nicht alles schlecht“-Sprücheklopfer sollten diese Ausstellung besuchen. Wer meint, wir lebten heute schon wieder in einer Diktatur, bekommt hier eine umfangreiche Portion historische und politische Bildung. Und wer nicht nach Berlin fahren möchte, besucht den nicht minder eindrücklichen und lehrreichen Lern- und Gedenkort Kaßberggefängnis.











