Baustart Lern- und Gedenkort Kaßberg

Wir haben einen sehr langen Atem gebraucht, aber jetzt geht es endlich los! Mit dem symbolischen Spatenstich haben wir heute den Umbau des ehemaligen Hafttraktes B zum Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis begonnen.

Als ich in den Jahren nach 1990 hier als Sozialarbeiter Inhaftierte besuchte, hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass hier einmal eine Gedenkstätte entsteht. Denn nach dem Ende der DDR wurde das Stasi-Gefängnis zunächst einfach als bundesdeutsche Justizvollzugsanstalt weitergenutzt. Im Zuge der Schließung vor nunmehr 11 Jahren reifte die Idee, die Geschichte dieses einzigartigen Ortes zu bewahren. Es musste schnell gehandelt werden, denn es war klar, dass das Gebäude bald zum Verkauf stehen würde.

Das Thema Häftlingsfreikauf in der DDR markiert diesen Ort wie keinen anderen. Das wird auch das Alleinstellungsmerkmal der künftigen Gedenkstätte sein. Doch das Unrecht, dass hier in den verschiedenen Epochen geschah, wird auch einzeln und mit dem notwendigen Raum betrachtet: Der nationalsozialistische Terror, die sowjetische Besatzungszeit und die SED-Diktatur. 

Ein erster wichtiger Pflock wurde mit einer Landtagsinitiative eingeschlagen, die zum Ziel hatte, im Kaßberg-Gefängnis einen Gedenkort einzurichten. Dies wurde ohne Gegenstimmen am 24.11.2011 beschlossen. Das Protokoll von dieser Sitzung ist schon deshalb so interessant, weil die Ursachen für das langwierige Ringen um Inhalt und Umfang der Gedenkstätte bereits in dieser Debatte zu finden sind. Ich habe versucht, die wichtigsten Aussagen zu markieren, allerdings muss man es schon in Gänze lesen, um die Kontroverse sowie die dann dennoch erfolgte breite Unterstützung zu verstehen.

Eine solche politische Willensbekundung setzt sich allerdings nicht von selbst um, es braucht zivilgesellschaftliches Engagement, weshalb es im selben Monat damals auch zur Gründung des Vereins Lern- und Gedenkort Kaßberg e.V. kam. Ich kann mich noch sehr gut an den Anruf von Clemens Heitmann, dem damaligen Leiter der Chemnitzer Stasi-Unterlagenbehörde erinnern. Vor allem er hatte die Vereinsgründung angeregt und organisiert. Ich konnte damals als einer der acht Gründungsmitglieder unseren inzwischen großen Verein mit aus der Taufe heben.

Trotz des 2016 im Außenbereich eröffneten Gedenkortes haben wir die ganze Zeit an der Zielstellung festgehalten, Teile des historischen Gefängnisgebäudes, insbesondere Zellenräume dauerhaft in den Lern- und Gedenkort einzubeziehen. Dies wird nun in den kommenden Monaten Schritt für Schritt Wirklichkeit.

Die besondere Geschichte und die Schicksale, die mit diesem einzigartigen Ort verbunden sind, dürfen nicht durch Abriss und Vergessen verschwinden. Aus dieser Geschichte und von Zeitzeugen können wir für Gegenwart und Zukunft lernen. Dafür brauchen wir und kommende Generationen diesen authentischen Lern- und Gedenkort.

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