Veranstaltungsbericht: Autonomes Fahren – wo fährt Chemnitz mit?

Wir haben verschiedene Vertreter:innen aus Unternehmen und Politik eingeladen, um Chancen und Perspektiven von automatisiertem Fahren in Chemnitz zu diskutieren. Wir wollten das enorme Potential innovativer Technologiefirmen aus Chemnitz zeigen, das Pilotprojekt FLASH-Bus aus Nordsachsen kennenlernen und die Chancen für den Nahverkehr in der europäischen Kulturhauptstadt 2025 beleuchten.

Zu Beginn stellte Robin Schubert, Geschäftsführer BASELABS GmbH www.baselabs.de und Mitglied der Chemnitz Automated Driving Alliance www.c-ada.de das Forschungs- und Firmennetzwerk in Chemnitz vor. Was vielen gar nicht bewusst ist: Chemnitz ist ein regelrechtes Kompetenzzentrum für autonomes und automatisiertes Fahren. Bereits über 650 Mitarbeitende sind in diesem Bereich tätig – Tendenz steigend. Das Entwicklungspotential dieser Branche ist enorm und die Bedeutung für Chemnitz hoch. Die Chemnitz Automated Driving Alliance ist ein Zusammenschluss von innovativen Technologiefirmen der regionalen Automobilbranche. Die Unternehmen sind überwiegend von Chemnitzer:innen gegründet und die lokale Verortung in der Stadt ist den Teams wichtig.

Das Pilotprojekt FLASH-Bus wurde von Carsten Schröter, Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr www.iav.de vorgestellt. Das Shuttle mit 20 Plätzen soll ab 2022 mit einer Geschwindigkeit von bis zu 70 km/h im öffentlichen Straßennetz als Pendelverkehr zwischen dem Bahnhof Rackwitz und der Schladitzer Bucht verkehren, die so erstmals an das öffentliche Nahverkehrsnetz angeschlossen wird. Ziel ist es, automatisierte Verkehrsangebote künftig in den regulären Linienverkehr des Landkreises zu integrieren. Das Fahrzeug hat ein hybrides Steuerungskonzept, um es auch in konventionellen Linien betreiben zu können. www.flash-bus.de

In der anschließenden Podiumsdiskussion mit Robin Schubert, Carsten Schröter, Jens Meiwald, Vorstand der Chemnitzer Verkehrs AG www.cvag.de und Mirko Taubenreuther, Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr www.iav.de ging es darum, wie diese Zukunftstechnologie dazu beitragen kann, das Verkehrsaufkommen zu reduzieren, das Klima zu schützen und die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Wo kann die Technologie sinnvoll eingesetzt werden? Welche Gebiete in Chemnitz könnten mit autonomen Shuttlesystemen erschlossen werden? Wo liegen Risiken dieser Technologien für den ÖPNV? Welche politischen Weichenstellungen sind notwendig, um Fehlentwicklungen vorzubeugen? Dass automatisiertes Fahren auch im dichten Stadtverkehr möglich ist, wurde am Beispiel des Heat-Shuttle bereits bewiesen. Das Shuttle vom Hochbahn-Forschungsprojekt, welches in diesem Jahr automatisiert durch die HafenCity Hamburg fuhr, konnte im Rahmen unserer offenen Fraktionssitzung auch unmittelbar in Augenschein genommen werden.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass auch für Chemnitz ein Pilotprojekt denkbar wäre, um die Position von Chemnitz als Innovationsstandort zu stärken. Dazu wird es notwendig sein, das Thema schrittweise voranzubringen. Auf die „Eierlegende Wollmilchsau“ zu warten ist im Hinblick auf dynamische Entwicklungen in diesem Bereich fraglich. Aus diesem Grund wäre ein Pilotprojekt im Rahmen der Kulturhauptstadt 2025 sinnvoll, um das Thema für städtische Akteure und Chemnitzer:innen sichtbar und erlebbar zu machen. Darüber hinaus sollte bei der Planung eines Pilotprojekts in Chemnitz ein langfristiges Mobilitätskonzept die Grundlage bilden, um eine Nutzungsperspektive der so erschlossenen Strecke für einen längeren Zeitraum zu sichern.

Für den langfristigen Betrieb ist es wichtig, ein autonomes System wirtschaftlich betreiben zu können. Ein Schlüssel dazu ist die Verlagerung und Einsparung von Personalbedarf aus den einzelnen Fahrzeugen in eine Leitzentrale. Die Erfahrungen dafür können und müssen sicherlich, ähnlich wie beim Heat-Projekt in Hamburg, im Rahmen eines Pilotprojekts gemacht werden. Dabei könnten auch Kompetenzen in der Belegschaft aufgebaut werden, sei es im ersten Schritt für die Fahrzeugbegleitung oder später für die Leitstellenarbeit. Denn auch bezüglich der Personalproblematik ist es fraglich, ob das Warten auf perfekt ausgebildetes Personal ein erfolgsversprechender Ansatz ist.

So könnte sich Chemnitz als Wirtschafts- und Forschungsstandort der Zukunft aufstellen und gleichzeitig der Stadtbevölkerung, insbesondere älteren und mobilitätseingeschränkten Menschen neue Vorteile (zum Beispiel begleitetes Fahren) bieten. Bleibt zu hoffen, dass die von der offenen Fraktionssitzung ausgehenden Impulse und Vernetzungen Früchte tragen und sich eine Allianz der Willigen bildet, nach verschiedenen erfolglosen Anläufen in der Vergangenheit, in Chemnitz ein reales Projekt zu starten.

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