Veranstaltungsbericht: Aus der Region auf den Tisch

Einige Entwicklungen im Lebensmittelmarkt schaden dem Klima, belasten unsere Gesundheit, drängen Betriebe in einen harten Wettbewerb zu Lasten der Erlöse, der Arbeitsbedingungen, der Umwelt und des Tierwohls. Die Auswege sind weniger Masse, mehr Qualität, mehr Wertschätzung, mehr regionale Selbstversorgung – kurzum: “Aus der Region auf den Tisch”. Wie gelingt mehr Gemüseanbau in Stadt und Region? Auf welchem Weg erhalten wir wieder mehr Bezug zu unseren Nahrungsmitteln? Wie begegnen wir Lebensmittelverschwendung?

Das und mehr haben wir am heute im Umweltzentrum diskutiert und schlossen damit an eine Diskussionen zur “Essbaren Stadt Chemnitz” an, die wir vor ein paar Jahren im gleichen Raum führten. Danke an Katja Manz für die Moderation des Abends, Norbert Dechant von foodsharing Chemnitz für die Einblicke in die praktische Vermeidung von Lebensmittelverschwendung, Cedric Mikus vom Hof zur Bunten Kuh für die Erklärung des Konzepts Solidarische Landwirtschaft und Ronja Scheuerl und Pia Röhlig vom Karrée 49 für ihr Kommen und die Präsentation ihrer Arbeit als Kombination aus Sozialprojekt und Urbaner Lebensmittelerzeugung.

Der Titel “Aus der Region auf den Tisch” klingt gut und unterstützenswert. Das ist aber keineswegs ein Selbstläufer. Die Herausforderungen sind komplex, das Konfliktpotential ist massiv. Wer als Landwirt oder regionaler Abgeordneter oder kritische Verbraucherin gegen die global agierende Lebensmittelindustrie ankämpft, kommt sich schnell wie David gegen Goliath vor. Obwohl die Lebensmittelpreise steigen, kommt davon kaum etwas bei denen an, die Lebensmittel anbauen und verarbeiten. Zudem werden immer noch zu viele Tiere unter fragwürdigen Bedingungen gehalten, zu lange und zu weit transportiert, um am Ende weggeworfen zu werden. Das Ausmaß der Lebensmittelverschwendung ist insgesamt enorm.

Für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ist es daher ein zentrales Thema, neue Strukturen für regionale Verarbeitung und Vermarktung in Sachsen zu schaffen. Dazu ist eine komplexe Strategie notwendig, für die wir im Koalitionsvertrag und mit verschiedenen Landtagsinitiativen die Grundlagen geschaffen haben. Übergreifendes Ziel ist, mehr lebendige Kooperation zwischen Städten und ländlichen Räumen zu ermöglichen. Es gibt eine wachsende Zahl an Unternehmen, die nach dem Konzept der Solidarischen Landwirtschaft eng mit den VerbraucherInnen zusammenarbeiten und das Verständnis von Landwirtschaft fördern. Inzwischen sind es über 20 Betriebe in Sachsen, in denen häufig Gemüse und Obst angebaut wird.

Hier eine Auswahl an Vorschlägen aus der Diskussion des Abends:

  • Mehr Verständnis für die Arbeit hinter unseren Lebensmitteln durch eigenen Gemüseanbau: Schulgarten wieder zurück auf den Lehrplan.
  • Flächen für ökologischen Landbau reservieren und in der Kommune Kriterien dafür verankern, sodass mehr Gemeinwohlorientierung in der Vergabe Berücksichtigung findet.
  • Digitale Möglichkeiten nutzen und sich in Gruppen zusammenschließen, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden, z.B. in Form der Fairteiler von foodsharing Chemnitz.

Es gibt also verschiedene Möglichkeiten, wie sich unser Ernährungssystem mehr als bisher für regionale Kooperationen öffnen kann. “Aus der Region auf den Tisch” ist somit keine Nischendebatte, sondern eine große Chance für die nachhaltige Entwicklung unsere Region.

Beschlüsse zum Thema:

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