Bericht: Eine Radtour durch die sich wandelnde Stadt

Eine unglaublich vielfältige Stadt konnten die Teilnehmer der 2. Chemnitzer Stadtentwicklungsradtour am 9. Juni kennenlernen. Selbst Alteingesessene waren erstaunt, was Chemnitz alles zu bieten hat. Bei der Tour wurde aber auch deutlich, dass noch viel zu tun ist, um Chemnitz in allen Stadtteilen zu einer durchweg lebenswerten Stadt zu entwickeln.

Der erste Abschnitt führte uns durch die Stadtteile Zentrum und Lutherviertel. Das Lutherviertel zeigt eine sehr positive Entwicklung, viele Häuser wurden kürzlich saniert, ganze Straßenzüge erstrahlen in neuem Glanz. Die Nähe zum Zentrum und zur Uni tragen sicher dazu bei, dass sich dieses Viertel positiv weiterentwickelt. Der entlang der Rembrandtstraße geplante mehrspurige Innenstadtring zum Dresdner Platz könnte diese Entwicklung jedoch abrupt stoppen. Auch wenn über die Notwendigkeit der Schließung des Stadtwegs in der Runde keineswegs Konsens besteht, sind sich doch alle einig, dass allenfalls ein stadtteilgerechter und maßvoller Ausbau denkbar ist.

Über die Martinstraße, die leider für Radfahrer nicht gut durchlässig ist, erreichen wir den Sonnenberg. Auf ruhigen Nebenstraßen fahren wir zum Lessingplatz, wo wir die geplanten Maßnahmen zur Aufwertung des Stadtteils, wie etwa die „Sonnenbergpromenade“ zum Zeisigwald, diskutieren. Auf unserem weiteren Weg zum Zeisigwald erleben wir tatsächlich, dass dieser derzeit wenig attraktive Teil der Stadt dringend einer Aufwertung bedarf. Viele Tourteilnehmer äußern Unverständnis darüber, dass man den Umbau des Stadions nicht als Impuls genutzt hat, um dessen unmittelbares Umfeld aufzuwerten.

Durch den Zeisigwald erreichen wir schnell Hilbersdorf. Dieser Stadtteil hinterlässt einen sehr ambivalenten Eindruck. Viele Straßen sind vom Durchgangsverkehr geplagt und damit wenig attraktiv. Gleichzeitig gibt es wenige Straßenzüge weiter schöne ruhige Wohnlagen, die offenbar auch gut angenommen werden. Eine weitere Entwicklung des Gebietes kann nur erfolgreich sein, wenn man zumindest den sehr starken Schleichverkehr durch die Nebenstraßen im Viertel unterbindet.  Hier diskutieren wir auch einen möglichen Radweg entlang der Bahnlinie, auf dem man ohne größere Höhenunterschiede vom Zentrum bis Niederwiesa fahren könnte. Viele Bestandteile eines solchen Weges sind schon vorhanden und müssten nur ausgebaut und verbunden werden. Vielleicht wäre das sogar eine Idee für einen künftigen Radschnellweg entlang der Sachsen-Franken-Magistrale?

In Hilbersdorf verlassen wir nun das dicht gebaute Gebiet und fahren durch die ländlich geprägten Stadtteile Ebersdorf, Glösa und Draisdorf zum Chemnitztal. Viele Teilnehmer kommen aus dem Staunen gar nicht mehr raus – ja, auch diese geradezu idyllischen Gebiete sind Chemnitz! Bei einem Stopp im Eiskaffee Glösa erzählt uns Volkmar Zschocke von den Anfängen der IG Rad, die sich schon weit vor der Wende als Teil der Opposition in der DDR mit der Förderung des Radverkehrs befasst hat. Über den Chemnitztalweg fahren wir entspannt zurück in die Stadt. Im Schalom lassen wir den Abend bei vielen guten Gesprächen zur Stadtentwicklung ausklingen. (js)

Track der Tour für alle zum Nachradeln

1. Stadtentwicklungsradtour 2015

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